Bald ist es wieder soweit: Vom 06.-08. März findet im MVG-Museum in München die 4. Braukunst Live! statt. Ein guter Zeitpunkt, um ein paar Fragen loszuwerden an den Organisator der Veranstaltung, Frank Böer.
- Hallo Frank! Bitte gib uns doch kurz ein paar Infos zu deiner Person. Wie bist du auf die Idee mit der BKL gekommen?
Ich bin 50 Jahre alt und war bis 2004 eigentlich als Unternehmensberater unterwegs. Durch Glück, Zufall und Leidenschaft für die Welt der Spirituosen bin ich im Jahr 2005 zur Organisation der ersten Münchner Finest Spirits gekommen, die wir dieses Jahr zum 10. mal veranstalten und die heute eines der großen Spirituosenfestivals in Europa ist. An einem sonnigen Tag im August 2010 habe ich auf dem Weg zu einem Geschäftstermin die Menschen im Biergarten auf dem Viktualienmarkt ihr Bier trinken sehen. Da kam mir spontan die Idee einer „Finest Spirits für gutes Bier“. Zu meiner größten Überraschung stellte sich heraus: Das gab’s damals noch nicht…der Rest ist bekannt.
2. Das ist jetzt die vierte Braukunst Live! Was hat sich im Laufe der Jahre verändert?
Eine Menge. Bier gilt inzwischen als cool, modern und jung. Bier ist – buchstäblich – wieder in aller Munde. Heute reden wir nicht mehr vorrangig, wie früher, über Preise, Absatzmengen und Brauereisterben, sondern über Leidenschaft, Qualität und Vielfalt. Überall entstehen inzwischen jede Menge neuer Bier- und Brauprojekte und das ist großartig. Das ist definitiv nicht allein das Verdienst der Braukunst Live!, aber wir waren mit dem Festival definitiv zur richtigen Zeit am richtigen Ort und haben diesen Prozess maßgeblich mit befeuert. Ich weiß noch gut, wie wir mit prominenten Vertretern der Bier-Szene leidenschaftlich über die 0.1L-Ausschankmenge gestritten haben. Heute ist es ganz normal, gutes Bier in kleinen Mengen aus besonderen Gläsern zu verkosten. Es ist völlig normal, dass ausländische Brauereien hierzulande ihr Bier ausstellen. Kurz gesagt: Wir reden heute in vielen Bereichen über eine völlig andere Situation als noch vor ein paar Jahren. Und das ist großartig.
- Wo siehst du die BKL in vier Jahren?
Wir stehen gerade vor einer riesigen Herausforderung: In München eine ebenso geeignete, wie bezahlbare und langfristig planbare Location für die weitere Entwicklung der BKL zu finden. Sollte das gelingen, können wir die Braukunst Live! sehr weit nach vorne führen – auch im internationalen Vergleich. Und genau das ist mein Ziel.
- Was müsste sich in der deutschen Bierlandschaft noch verändern, damit sich besondere Biere und Bierstile weiter etablieren können?
In gewisser Hinsicht: eigentlich nichts, denn wir sind auf genau dem richtigen Weg. Wir müssen lediglich etwas Geduld haben. Millionen von Menschen genießen gerne, sind neugierig und experimentierfreudig, besuchen Kochkurse, trinken gerne Wein und Whisky. Immer mehr entdecken jetzt die Vitalität und Vielfalt der modernen deutschen, aber auch internationalen, Bierszene. Entscheidend und wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass dieses Verbraucherinteresse längst beim Fachhandel angekommen ist. Ein Beispiel: Bei der BKL-Schwesterveranstaltung in NRW, der Finest Spirits und Beer Convention in Bochum, arbeiten wir von Anfang an sehr eng mit dem westdeutschen Fachhandel zusammen – und zwar auf dessen Initiative! Diese Kooperation wird dieses Jahr sogar noch intensiviert. Ziel ist es, über die Convention Craft Bier in die Regale des NRW-Getränkefachhandels zu bringen. Das ist sehr außergewöhnlich. Im Moment kann man quasi dabei zuschauen, wie auf allen Ebenen ein Markt für neue Biere entsteht. Daher muss sich in meinen Augen nix großartig verändern. Wenn wir weiterhin Begeisterung, Qualität und Vielfalt nach außen tragen, läuft momentan alles in die goldrichtige Richtung.
- Liest du Bierblogs, und wenn ja, welche Bedeutung haben diese für dich?
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Bierblogs nicht so oft lese, wie ich sollte. Ich sage das so offen, weil ich nicht stolz darauf bin. Leider hat die Organisations- und Reisetätigkeit für inzwischen drei stark wachsende Festivals in den vergangenen 12 Monaten einen sehr hohen Preis gefordert. Dabei übernehmen die Blogs eine immens wichtige Aufgabe: Es ist vor allem der Verdienst der Blogs, Aficionados wie Newcomer angesichts einer so dynamischen Szene auf dem Laufenden zu halten – und zwar kritisch und unabhängig. Blogs bieten damit Orientierung und übernehmen eine unverzichtbare Vermittlungsfunktion. Ich persönlich bin der Blogger-Szene sehr dankbar. Erstens haben sie uns immer wohlwollend begleitet. Zweitens haben sie uns kritisch begleitet. Ein Beispiel: Jeder weiß, dass auf unseren Festivals große UND kleine bzw. kleinste Brauereien ausstellen – weil nach meiner Überzeugung (siehe Single Malt Whisky!) gesunde Spezialitätenmärkte nur durch ein Miteinander ALLER Anbieter funktionieren: wir sitzen alle im gleichen Boot, Ausgrenzung bringt niemandem etwas. Außerdem hängt Liebe für Bier definitiv nicht davon ab, welches Logo auf Deiner Visitenkarte steht. Dieser sehr sensible Weg funktioniert bei uns sehr gut, wurde von den Bloggern anfangs aber mega-kritisch beäugt. Das ist gut so, denn der Diskurs zu solchen Fragen hat mir geholfen, Fehler zu vermeiden. Außerdem sind darüber, und das freut mich sehr, vertrauensvolle Beziehungen gerade auch zu Leuten entstanden, die auch mal eine andere Meinung vertreten, als man selbst.
Vielen Dank, Frank! 🙂
Foto: Frank Böer (© Jörg Mette)
Hier gibt es alle Infos zur Braukunst Live!