Thorsten Schoppe, Schoppe Bräu Berlin

Als ich vor ein paar Wochen beim Craft Bier Festival in Berlin zu Besuch war, hatte ich am Rande der Veranstaltung die Gelegenheit, ein Bier mit dem Brauer Thorsten Schoppe zu trinken und ein paar Fragen loszuwerden.

Hallo Thorsten, fangen wir am besten damit an, dass du ein paar Worte zu deiner Person sagst und dich den Lesern kurz vorstellst.

Ja, gerne. Mein Name ist Thorsten Schoppe, ich bin 42 Jahre alt und ich bin Bierbrauer. Ich habe den klassischen Weg gewählt, bin irgendwann mal darauf gekommen, dass Bier brauen ein schöner Beruf sein könnte. Ich dachte immer, es wäre Zufall, habe dann aber irgendwann später festgestellt, dass es eigentlich Berufung war, da mein Name tatsächlich worthistorisch vom Bierbrauen abgeleitet ist. Wie ich neulich erfahren habe, kommt „Schoppe“ von „schöpfen“, oder auch dem Schoppen Bier, daher war es wohl wirklich Intuition. Der Namensforscher hat gesagt „Schoppe, du hast früher schon irgendwas mit dem Bierbrauen zu tun gehabt“. In der jüngeren Vergangenheit ist das leider nicht mehr nachvollziehbar, aber irgendwann hat es in der Familie schon mal jemanden gegeben. Na ja, ich habe dann eine klassische Lehre gemacht in einer Großbrauerei, habe relativ schnell festgestellt, dass das eigentlich nicht so ist, wie ich es mir gedacht habe, habe dann angefangen, selber zu Hause Bier zu brauen in kleinen Töpfen im Keller meiner Eltern, bin dann zum Studieren nach Berlin gekommen, bin in die Berliner Biercompany geraten, was so einer der ganz frühen Craft-Bier-Pioniere war, die es jetzt so leider nicht mehr gibt, habe einen Heimbrauladen betrieben, wo wir wildeste Biere in kleinen Kesseln gebraut haben, bis das dann finanziell irgendwann nicht mehr tragbar war. Irgendwann war ich dann mit meinem Studium zum Brauerei -Ingenieur fertig, und bin dann per Zufall ins Brauhaus Südstern geraten. Seitdem betreibe ich die Brauerei in der Gasthausbrauerei als selbständiges Unternehmen, habe bereits ein-zwei Mitarbeiter. Seit November letzten Jahres betreibe ich auch noch die Brauerei in Pfefferberg, Prenzlauer Berg. In den letzten Jahren habe ich dann auch immer mehr meine eigene Marke nach vorn gebracht, mit eigenen Bieren, die mir persönlich besonders gut gefallen haben und diese dann unter dem Namen Schoppe Bräu vertrieben. Das lief alles ganz erfreulich.

Wie viele verschiedene Sorten machst du aktuell?

Insgesamt haben wir gerade elf verschiedene Biere. Das sind teilweise auch Lizenzsude für andere noch kleinere Berliner Brauereien. Das hat sich so ein bisschen eingebürgert, so dass wir momentan z.B. für die Berliner Vagabund Brauerei was machen, so wie für Beer4Wedding (mittlerweile umbenannt in Bierfabrik – d. Verfasser), das Brewers Collective und FlyingTurtle. Das feste Schoppe Sortiment sind vier verschiedene Biere. Ein IPA, das XPA, ein Double IPA, Holy Shit genannt, ein Roggen Ale, das Roggen Roll und als letztes jetzt das Black Flag, ein Imperial Stout.

Der nächste Trend in der Craft-Bier-Szene sind ja diese Sauerbiere, Gose, Berliner Weiße usw. Planst du auch etwas in der Richtung?

(Holt tief Luft) Nee, ich mag es nicht. Ich sage dazu immer, ich habe in meinem Leben schon viel mehr Sauerbier gebraut als ich jemals wollte, insofern…Philipp von Hops und Barley hat das vorhin im Brauertalk auch schön ausgedrückt, er meinte, du züchtest dir da echt Sachen, die du normalerweise wie die Pest bekämpfst. Auf kleinem Raum ist das natürlich auch ein gewisses Risiko. Darüber hinaus ist es auch irgendwie nicht mein persönlicher Geschmack. Momentan könnte man hier in Berlin gigantische Mengen Berliner Weiße absetzen. Alles fragen mich immer, warum ich keine Berliner Weiße braue, aber mein Selbstverständnis ist auch, dass ich auch Biere braue, die ich selber mag.

Sehr sympathisch, ich bin da auch nicht so der Freund von.

Möge diese Modewelle an uns vorbeigehen! Lass es meinetwegen Barrel Aging werden. Irgendwie fällt mir da noch was besseres ein. Man muss vielleicht auch nicht alles mitmachen.

Wie siehst du die Entwicklung der Craft-Bier-Szene im letzten Jahr?

Macht unheimlich viel Spaß momentan. Die Aufmerksamkeit wird auf das gelenkt, was ich eigentlich seit Jahren machen, und das auch gerne. Wir bekommen jetzt endlich die verdiente Aufmerksamkeit dafür. Für mich ist das ganz toll. Ich bin ja durchaus schon eine Weile dabei, aber so eine Aufbruchsstimmung und soviel positives Feedback, das habe ich so noch nicht erlebt. Aus meiner Sicht ist das halt auch so, ich kann Biere brauen, wo ich richtig Bock drauf habe und die Leute mögen es gerne, ich kann Sachen ausprobieren und die Leute sind gewillt, das mit mir auszuprobieren, ich kann Sachen verarbeiten, die hochwertig und teuer sind und die Leute akzeptieren das und sind bereit, den Preis dafür zu zahlen. Ich hoffe, es geht so weiter, denn das hilft uns, glaube ich, auch allen.

Wie weit seid ihr als Brauer eigentlich untereinander vernetzt in der Craft-Bier-Szene? Es gibt ja auch immer mal wieder Kooperationen, wie bei dir zum Beispiel mit Christian Hans Müller, wo ihr das fulminate OARIS zusammen gemacht habt?

Man kennt natürlich nicht immer alle, aber man kennt relativ viele. Gerade hier in Berlin trifft man sich immer mal wieder mit den Leuten, die anderen sieht man regelmäßig auf irgendwelchen Festivals wieder, und dabei entstehen dann schon mal so kleine Freundschaften und man versucht natürlich auch, sich dann gegenseitig ein bisschen zu helfen, sei es mit Kooperationen oder einer kleinen Brauer-Schnackrunde. Wir haben so eine „total geheime“ Facebook-Gruppe, wo dann alle dabei sind und man sich auch viel helfen kann. Das versuchen wir schon aktiv anzugehen, da wir ja auch alle irgendwie klein sind und viele Dinge einfach gemeinsam leichter zu erreichen sind.

Wie hoch ist euer Ausstoß zur Zeit?

In diesem Jahr sind wir so schätzungsweise bei 500 HL.

Wo siehst du dich in fünf Jahren mit Schoppe Bräu?

Ich glaube zur Zeit, dass ich demnächst irgendwie mal eine größere Brauerei brauche. Gasthausbrauereien sind schön, da du immer den direkten Kontakt zu Leuten hast, aber irgendwann ist vielleicht auch mal die Zeit, ein 20-30 HL-Sudwerk irgendwo hinzustellen, wo man mal so richtig loslegen kann, ohne dass einem immer irgendwelche Gäste über die Füße fallen und wo man dann auch mal ohne Einschränkung vernünftige Mengen herstellen kann. Das wäre so ein Fernziel von mir. Wie schnell das klappt, weiß ich nicht. Wenn es noch ein bisschen dauert, ist das auch OK. Ich bin eigentlich immer so mit dem zufrieden, was ich aktuell habe, hab aber immer noch so meine Ziele.

Was ist deiner Meinung nach die Voraussetzung dafür, erstklassige Craft-Biere zu brauen?

Du musst halt einfach Spaß dran haben. Es ist doch jedem zu wünschen, dass er das als Beruf hat, worauf er richtig Bock hat. Daraus entstehen automatisch gute Dinge. Du solltest vielleicht auch ein bisschen Wissen haben, damit du gewisse Dinge umsetzen kannst. Viel mehr geht es aber eigentlich darum, das zu machen, worauf man Bock hat.

Was müsste sich in Deutschland an der Bierkultur ändern, damit sich die „neuen“ Bierstile wie IPA, Stout usw.  etablieren können?

Auf der einen Seite sind ein großes Hindernis dafür natürlich diese extrem billigen Biere. Ein Craft-Bier für 5,-€ die Kiste kannst du nicht zaubern. Wobei man sagen muss, es wird vermutlich immer so diese zwei Schienen geben, die Konsum-Schiene und die Genuss-Schiene. Wir werden nicht irgendwann den Zustand erreichen, wo ganz Deutschland nur noch Craft-Biere trinkt, aber es wird immer Menschen geben, die Interesse daran haben und auch bereit sind, einen höheren Preis dafür zu zahlen. Auf der anderen Seite und aus persönlicher Sicht muss ich aber auch sagen, wir müssen vielleicht gar nicht die Welt revolutionieren. Wenn ich davon leben kann und ein paar Leute finde, die meine Biere gern trinken wollen, dann reicht mir das so.

Kommen wir zur letzten Frage: Liest du Bierblogs, und wenn ja, welche Bedeutung haben diese für dich?

Ich lese das gern und glaube auch, dass es ein wichtiger Beitrag ist. Letztendlich ist das für uns Bierbrauer auch etwas, was uns sehr hilft, weil uns da eine breite Öffentlichkeit gegeben wird. Das ist wertvoll für uns und natürlich auch eine Werbung, die wir niemals bezahlen könnten. Von daher bin ich da immer sehr dankbar, wenn man irgendwo erwähnt wird und sehe das insgesamt sehr positiv.

Thorsten, vielen Dank für diesen interessanten Einblick!

 

 

3 Gedanken zu „Thorsten Schoppe, Schoppe Bräu Berlin“

  1. Zum Thema Sauerbier hier noch eine Anmerkung aus Sicht des fränkischen Biertrinkers: Ich habe in meinem Leben schon viel mehr saures Bier im Mund gehabt, als ich jemals wollte. Ein paar fränkische Brauereiverdächtige zeigten früher das Phänomen, dass in ihren Kästen fast immer ein oder zwei Flaschen enthalten waren, die sauer waren. 🙂

    Neulich in Leipzig habe ich im Bayerischen Bahnhof das Gose-Bier probiert. Es ging so. Aber wegen mir muss sowas nicht zum Trend werden, zumal die Säure andere Geschmacksnuancen zu stark überlagert.

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