An einem gemütlichen Samstagabend im Kreis der Familie kann man auch mal ein besonderes Fläschchen aus dem Keller zaubern. Ein Faust Holzfassgereifter Eisbock 2012 eignet sich hierfür besonders gut. Die Brauerei in Miltenberg/Unterfranken hat sich über die Jahre ein großes Know How angeeignet und versteht es in einer vom Wein dominierten Gegend sehr gut, dieses auch einzusetzen.
Von der Farbgebung her ein dunkles Rotbraun, beim Einschenken bildet sich kurz Schaum, der dann sofort wieder verschwindet. So steht das edle Gebräu vor mir. So richtig spannend wird es dann beim Riechen. Neben dem starken Malzgeruch offenbart sich eine Sherry-Note und etwas Dörrobst. Sehr komplex und fordernd, man braucht schon etwas Zeit, um hier alles genau einzuordnen.
Süße prägt den Antrunk, Marzipan, Trockenfrüchte und Schokolade tauchen vor meinem geistigen Auge auf. 11,5% vol. Alkohol wärmen Kehle und Bauch, und auch als Geschmacksträger ist der Alkohol nicht zu verachten. Das Bier wirkt aber niemals sprittig oder scharf, sondern das Mundgefühl ist sehr weich und rund und sehr voll, die Kohlensäure ist eher im niedrigen Bereich angesiedelt. Auch hierfür braucht man viel Zeit. Ein knisterndes Kaminfeuer würde das Erlebnis jetzt perfekt machen.
Zeit ist ebenfalls im Nachtrunk das Stichwort. Eine gefühlte Ewigkeit bleiben die Aromen noch auf der Zunge, und obwohl man keine großen Mengen davon trinken kann und sollte, bin ich doch am Ende traurig, dass die Flasche schon leer ist. Wird wohl mal wieder Zeit für einen Besuch in Unterfranken, wohin heute fünf Sterne gehen.
Soundtrack: Shine On You Crazy Diamond – Pink Floyd