Zum Wiethaler Hoptimum Pale Ale bin ich gekommen, wie die buchstäbliche Jungfrau zum Kinde. Auf einer langen Autofahrt vom Norden zurück in den Süden der Republik hatten meine Familie und ich irgendwann Hunger. Da Franken mich diesbezüglich noch niemals enttäuscht hat, bat ich meine Frau, uns einen schönen Gasthof im Internet zu suchen. Nicht zu weit weg von der Autobahn und im Idealfall natürlich mit Brauerei. Gesagt, getan. Und so fanden wir uns in Neunhof in der Nähe von Lauf a.d. Pegnitz wieder, wo ich schon an der Tür des schönen Brauerei-Gasthofes mit den warmen Worten „Pale Ale“ begrüßt wurde. Ach ja, das Essen war natürlich auch gut. Den Rest zurück fahren durfte die Frau. Aber jetzt endlich zum Bier.
Strohblond und trüb, bedeckt mit weißem fein- bis mittelporigem Schaum ist das Bier. Auffallend ist der Geruch, den der Cascade- und Amarillo-Hopfen in dem Bier hinterlassen hat. Zitrusnoten, etwas Grapefruit, und das in einer Intensität, dass man schon eher an ein IPA denken muss. Im Antrunk dominiert in dem spritzigen Bier auch erst Bittere, schnell setzen sich jedoch die Zitrusnoten auch auf den Geschmacksknospen durch. Aber auch das Malz lässt sich blicken in Form von karamelligen Toffee-Anklängen. Sehr rund bleibt der Gesamteindruck bis zum Schluss.
Eine kleine Anekdote noch zu diesem Bier. Jüngst auf der Brau Beviale traf ich meinen geschätzten Blogger-Kollegen Norbert von Bier des Tages und erzählte ihm natürlich sofort von meiner Entdeckung. Er, der mittlerweile bei Nr. 1820 getrunkener Biere aus Franken angekommen ist, hatte nur ein müdes Gähnen übrig und erwiderte, dass er bereits vor Jahren dort gewesen sei, aber von dem 5,8%igen Pale Ale immerhin so begeistert war, dass er sofort seinen Freund Gerhard vom Café Abseits in Bamberg angerufen hat, um ihm mitzuteilen, dass er dieses Bier doch bitte unbesehen in seine Karte aufnehmen müsse. Das ist dann auch so passiert, und ich denke, Gerhard hat es nicht bereut. Vier Sterne gibt es von mir.
Soundtrack: Stone Dead Forever – Motörhead (für Phil Taylor, R.I.P.)
Das Hoptimum ist jetzt schon ein Klassiker, dem ich auch den fünften Punkt noch zubilligen würde.
Daß Du den guten Norbert Krines erwähnst, ist lustig, die Leute auf dem Bierfest im Burggraben in Nürnberg sind an mich herangetreten und haben zu mir gesagt: “ Du bist doch der Typ mit dem Bier des Tages-Blog!“ Ich konnte damals gar nichts damit anfangen, habe ihn aber mal gegoogled und musste lachen: gleiche Altersklasse, ähnliche Unfrisur, Dreispitz (seiner schwarz,
meiner hell), ähnliche Brille – gut, ich habe keine Brillies im Ohr. Ich konnte es den Leuten im Nachhinein nicht verdenken: Sind Dreispitze eh schon selten – und dann noch im Zusammenhang mit Bier. Sehr empfehlenswert ist auf jeden Fall sein vor kurzem erschienenes Taschenbuch „Craft-Bier in Franken“ mit großartigen Tipps, die dem Craftie-Trinker das Finden seiner Lieblinge erheblich erleichtert, interessanten Interviews mit diversen Brauern und einer in der Gesamtschau sehr informativen, weil vielseitigen Auseinandersetzung mit dem Reinheitsgebot.