Lange hatte ich ihn schon im Kühlschrank, den SimSala Loh vom Bräu z’Loh, den mir die liebe Barbara geschickt hat. Sie ist die Inhaberin und Braumeisterin der schönen Brauerei in Dorfen, Oberbayern, welche versteckt im Wald liegt und nur von eingeweihten Bierkennern gefunden wird. Oder solchen, die ein gutes Navi ihr Eigen nennen.
Ich gehörte zu letzterer Gruppe, als ich im Sommer letzten Jahres den Weg dorthin nicht nur gefunden habe, sondern zusammen mit Babsi auch eine Zwickelprobe direkt aus dem Eichenfass nehmen durfte, die wir dann gemeinsam verkostet haben. Dies könnt ihr euch hier auf ihrem YouTube Channel anschauen.
Mittlerweile hat sich der filtrierte helle Bock in dem sizilianischen Marsala-Fass sicher gut entwickelt, in dem er 35 Wochen ruhen durfte, bevor er in 0,33 l Flaschen abgefüllt wurde. Da Marsala rot ist, hat der SimSala Loh eine leicht rötliche Bernsteinfarbe angenommen, was äußerst ansprechend ausschaut. Schaum hat er nur ganz wenig, was der Tatsache geschuldet ist, dass er auch nur ganz wenig Kohlensäure hat. Dies verstärkt den Eindruck, eigentlich einen Wein im Glas zu haben. Aber dazu gleich mehr.
Der Geruch ist sehr von den süßen Gewürznoten des Marsala geprägt, aber eine ganz leichte Hopfenblume bilde ich mir auch noch ein. Es riecht großartig, ich mag das Glas gar nicht wieder abstellen. Jetzt muss ich ihn aber auch langsam mal probieren. Der Antrunk erinnert erstmal gar nicht wirklich an ein Bier. Zumindest die Flasche, die ich hier habe, ist fast frei von Kohlensäure. Dafür kommen die weinartigen Noten auch auf der Zunge extrem gut raus, und das animiert mich gleich dazu, einen größeren Schluck zu trinken. Nach hinten raus spürt man aufgrund der Bittere dann doch, dass man es hier mit einem waschechten Bier zu tun hat. Der Abgang ist sehr lang und das komplexe Geschmackserlebnis muss vom Gehirn erstmal verarbeitet werden. Man sollte dem Barrel Aged Bock die nötige Zeit dafür auch unbedingt einräumen. Zudem ist die Verarbeitung nämlich auch sehr mühsam, wie mir die Babsi versichert hat. Hierbei handelt es sich um pure Lust auf das Thema Bier. Gewinnabsichten können wohl eher nicht den Ausschlag gegeben haben, eine solche Idee in die Tat umzusetzen. Aber ich bin den beiden Braumeisterinnen dankbar dafür, dass sie es getan haben.
Wann trinkt man so ein Werk am besten? Also ich warte ab, bis es draußen dunkel ist. Dann bei schummeriger Beleuchtung und guter Musik mit viel Tiefgang die Flasche öffnen. Zu kalt sollte so ein holzfassgelagerter Bock auch nicht getrunken werden. Alles ab 10 Grad, damit man auch was schmeckt. Ich würde den SimSala Loh sofort wieder trinken. Im Online-Shop der Brauerei gibt es noch welchen. Vier Sterne.
Soundtrack: Autumn Leaves von Eva Cassidy