Kneisenbräu

Kneisenbräu Ernte Pils

Beim heutigen Biertest bin ich etwas befangen. So handelt dieser Bericht doch von nichts geringerem als dem Bier zur 777-Jahr-Feier meines Heimatortes Knesebeck. Gibt es einen besseren Grund, sich das Getränk mal näher anzuschauen?

Kurz zur Story hinter diesem Sondersud. Mein alter Freund Dr. Christian Temme, seines Zeichens auch Hobbybrauer (an dessen Infektion mit dem Kreativbier-Virus ich möglicherweise nicht komplett unbeteiligt bin), hat sich als Rezeptentwickler und Organisator zur Verfügung gestellt, um dann in Zusammenarbeit mit der Wildwuchs Brauerei in Hamburg dieses Ernte Pils zu brauen. Hierfür wurde extra Knesebecker Braugerste verwendet, die bei uns in der Umgebung reichlich wächst. Diese wurde dann in Buxtehude eigens für diesen Sud vermälzt.

Die Flasche sieht mit ihrem ansprechend designten Etikett schon mal sehr einladend aus. Speziell der Kronkorken mit dem Einhorn, dem Ortswappen von Knesebeck, hat es mir angetan.

Zur Sache: Auf dem goldgelben, leicht opalen Bier steht eine sehr schöne Schaumkrone. Diese verziert das Bier sehr lange, und, soviel kann ich schon verraten, bleibt auch bis zum Schluss auf dem Bier stehen. Und ich habe mir für den Genuss wirklich Zeit gelassen. Echt jetzt! Zeit für eine ausführliche Geruchsprobe war sogar auch noch da. Ich habe den Duft von Beeren und ein bisschen Ananas in der Nase. Nicht unbedingt typisch für ein Pils, aber macht neugierig auf den ersten Schluck. Dieser fällt groß aus, logisch.
Interessant ist der Antrunk ebenfalls, da man auch hier die speziellen Hopfensorten herausschmeckt, die nicht unbedingt in jedem dahergelaufenen Industriepils zu finden sind. Knackig bitter ist es, wie sich das gehört für ein norddeutsches Pils. 38 Bittereinheiten sind in Zeiten, in denen die meisten Pilsbiere kaum noch über 32 IBU hinauskommen, eine deutliche Ansage. Da das Bier sehr vollmundig ist, erscheint es dem geübten Kreativbiertrinker aber keine Sekunde lang zu bitter. Getragen wird der Hopfen von einer angenehmen karamelligen Süße. Der Abgang ist dafür umso länger, und da es pilstypisch auch nach hinten raus sehr trocken ist, macht der letzte Schluck gleich Lust auf den nächsten. Ein Phänomen, das man in eingeweihten Kreisen wohl als „hohe Drinkability“ bezeichnet. Die ist jedenfalls da, keine Frage. Das wäre auch als Fassbier weggegangen wie warme Semmeln.

So muss ich doch, ob befangen oder nicht, am Ende des Tages sagen, dass es sich hier nicht nur um ein einwandfreies Pils handelt, sondern auch um ein wunderschönes Kreativbier im besten Sinne. Sollte jeder, der die Gelegenheit dazu hat, mal probieren.

Statt eines Soundtracks gibt es heute dieses schöne Video.