Die größte Anhäufung von überdurchschnittlichen Bieren findet man im Süden von Deutschland. So zumindest mein bisheriges Fazit aus gar nicht so wenigen Biertests. Aber der Norden kann es auch. Definitiv! Aber eines nach dem anderen. Ich hatte heute mal wieder große Lust auf etwas schönes kräftiges dunkles. Nachdem ich so ein bisschen in meinem Bierkühlschrank herumgekramt hatte, hielt ich auf einmal das Buddelship Gotland 1394 in meinen Händen. Ein Baltic Porter mit 6,5% Alkohol. Das schien genau das zu sein, was ich suchte.
Ein sehr dunkles Braun wird gekrönt von hellbraunem feinporigen Schaum. Dieser hält sich lange auf dem Bier. Bis zum Schluss ist die Schaumdecke geschlossen. Vielleicht nicht das oberste Qualitätskriterium, international gesehen sowieso nicht, aber ich mag das so. Erst recht, wenn die Kohlensäure trotzdem so dosiert ist, dass viel Raum zum Schmecken bleibt. In diesem Fall hat das perfekt funktioniert. Bevor ich das feststellen durfte, habe ich noch ausgiebig an dem Bier gerochen. Was ich dabei assoziierte, war zuerst mal eine schöne Röstnote, die mich an frisch gebrühten Kaffee erinnert hat. Bitterschokolade, Karamell, etwas Vanille. Das war mal wieder so ein Geruch, der, obwohl ich eigentlich durstig und gespannt auf den ersten Schluck bin, den Antrunk doch sehr zu verzögern vermag.
Aber: Wat mutt, dat mutt. Und eigentlich will ich ihn auch irgendwann nicht mehr aufschieben, diesen ersten Schluck, der so oft bereits über den Ausgang einer Bier-Rezension entscheidet.
Schokolade, Trockenpflaume, Karamell und ein kleines bisschen Vanille bestimmen das komplexe Geschmacksbild. Damit es nicht langweilig wird, setzt im weiteren Verlauf eine ordentliche bitternde Hopfenaromatik ein. Meistens empfand ich ähnliche Biere an dieser Stelle als trocken, in diesem Fall aber weniger. Das könnte den Wiedererkennungswert steigern. Gut, dass der Abgang so extrem lang ist. Sonst müsste ich ja vielleicht noch länger auf eine Wiederholung dieses großartigen Geschmackserlebnisses warten.
Und was war nun in Gotland 1394? Das war die Zeit, als in der Nord- und Ostsee die Piraterie noch ganz groß in Mode war. Berühmte Namen wie Goedecke und der unvergessene Störtebeker haben damals für Furore gesorgt. Aber das kannst du dir selber googeln. Wir sind doch hier nicht im Geschichtsunterricht!
Das ist ohne Übertreibung, die hanseatische Zurückhaltung jetzt aber trotzdem mal über Bord werfend, eines der besten, vielleicht sogar das beste Baltic Porter, was ich jemals getrunken habe. Wird Zeit, dass ich der Brauerei in Hamburg-Schnelsen mal einen Besuch abstatte und dem Brauer Simon Siemsglüss persönlich zu diesem und auch anderen tollen Bieren gratuliere! Fünf.Sterne.
Soundtrack: Fifteen Men On A Dead Man’s Chest
ein noch sehr unterschätzter Bier Stil in Deutschland! cool! Gerade die dunklen Biere von Buddelship Brauerei Hamburg finden ich bis jetzt alles super! Dc. Schnabel toppt bis jetzt alles 😉
Ich war auch ziemlich begeistert. Meistens sind Porter ja recht süß, das soll ja auch bei dem Bierstil so sein. Bei diesem Baltic Porter hat mich die Süße nicht gleich erschlagen. Schnabel muss ich mir dann wohl auch noch mal besorgen. Danke für den Tipp!
Hopfen-Craft Unbedingt! Schnabel!
Ja, ich habe bis erst 2-3 Baltics gehabt und mir zu süss, trotz Still – bin mal gespannt was Rathsherren (jaja ich weiss) released … würde gern mal ein paar Baltics aus Polen, Litauen, etc probieren 😉
Ja, das wäre sicher spannend. 🙂