Zeit für etwas Ausgefallenes. Na ja, zumindest hierzulande. Die Rede ist von einer Flasche Liefmans Cuvee Brut, die heute den Weg zu mir gefunden hat. Es handelt sich um die berühmte belgische Fruchtbierspezialität Kriek, mehr dazu bei Wikipedia.
Die Flasche kommt sehr edel daher. Komplett eingewickelt in rotes Seidenpapier und verschlossen mit einem echten Sektkorken. Im Glas angekommen schimmert mir ein sattes dunkles Rot entgegen, das mit einem zartrosa Schaumhäubchen garniert ist, welches sich aber nicht lange auf dem Bier hält. Das Bier ist kristallklar. Der Geruch ist ebenfalls sektartig fruchtig und mit einem sehr deutlich zu erkennendem Kirscharoma.
Kirschen? In der Donauwelle immer gerne, aber im Bier? 13 kg pro Hektoliter werden einmal pro Jahr, im Juli, in einer Mischung aus den Bieren „Oud Bruin“ und „Goudenband“ vergoren, danach darf das Bier mindestens ein Jahr lang reifen und wird dann aus verschiedenen Jahrgängen zu einem Cuvee verschnitten. Was in Deutschland aufgrund des Reinheitsgebotes von 1516 undenkbar ist, hat in Belgien eine sehr lange Tradition.
Der Antrunk ist erstmal süß und die Kirschen sind sehr präsent. Das Bier ist spritzig und hat einen mittleren Körper. Bitterkeit gibt es hier so gut wie gar nicht, dafür einen guten Teil Säure. Mit 6% Vol. Alkohol ist es vielleicht nicht unbedingt geeignet, um es in größeren Mengen in der prallen Sonne zu genießen, geschmacklich allerdings bringt es mich genau auf diesen Gedanken.
Der Abgang ist recht trocken, trotz der Fruchtsüße im Antrunk, und da ist noch etwas schwer zu beschreibendes im Nachtrunk, ich würde am ehesten zu Marzipan tendieren.
Das war bisher einer meiner interessantesten Biertests. Mir fehlen natürlich bei diesem Bierstil die Vergleichsmöglichkeiten, allerdings geht es ja bei den Bewertungen zu einem großen Teil am Ende immer um „schmeckt mir“ oder eben „schmeckt mir nicht“. Dieses hier schmeckt und deshalb gehen jetzt ganze vier Sterne nach Westflandern in Belgien.
Soundtrack: Air – Cherry Blossom Girl
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